Mai 30, 2008

Gastrosofie

In der Zeit ein herrlicher Bericht.

Kurze Zusammenfassung:
»Vorlesungen über die Esskunst« von Gustav B. Blumröder, der sich Antonius Anthus nannte.

Das europäische 19. Jahrhundert ist, nach Hegel, ein gespaltenes. Es wird durchquert von den beiden antagonistischen Strömungen des Idealismus und des Materialismus. Hier ist Deutschland, das Reich des philosophischen Idealismus, da ist Frankreich, das Land der Physiologien, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Es ist die Zeit der Wiederentdeckung des Körpers als Substrat kultureller Dynamik, der Entdeckung des Materiellen als Bedingung der Möglichkeit von Kultur. Damit nimmt auch die Frage nach dem Geschmack neue Qualität an: Ästhetik ist nun sowohl die Aufmerksamkeit auf die Sinne, die die Welt wahrnehmen, als auch die Lehre vom Schönen, die sinnliches und geistiges Vermögen vermittelt. Es ist geradezu zwingend, dass in diesem Feld auch die Rolle der Nahrung in der Kultur neues Interesse weckt, Nahrung als ein soziales Totalphänomen, wie Marcel Mauss und Roland Barthes später sagen werden.

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